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Pendler parken die Agglomeration zu

Blaue Zonen: Viele Agglomerationsgemeinden verschärfen ihr Parkplatzregime.

Der Binninger Gemeinderat Urs-Peter Moos ist kein Mann diplomatischer Verschnörkelungen: «Basel schiebt die Autos ab», sagt er. Grund für seinen Ärger: Seit Basel-Stadt bei der Parkraumbewirtschaftung die Schraube noch mehr angezogen hat und nun flächendeckend auf blaue Zonen umstellt, müssen die Agglomerationsgemeinden mit zusätzlichem Verkehr klarkommen. Viele Pendler parkieren ihr Auto tagsüber in einer stadtnahen Gemeinde entlang der Tram- und Buslinien und legen das letzte Wegstück mit dem ÖV zurück. Mit der Konsequenz, dass die Anwohner und die Kunden des lokalen Gewerbes keine Parkplätze mehr finden.

Praktisch in allen Agglomerationsgemeinden zeigt sich das gleiche Bild. Mehrere haben deshalb bereits reagiert und selber ein Parkregime eingeführt. In Binningen beispielsweise gibt es ein solches seit 2008. «Die autofeindliche Politik in Basel-Stadt war bereits damals der Ursprung für unser Reglement», sagt Moos. Im gleichen Jahr hat auch Birsfelden beschlossen, flächendeckend die blaue Zone einzuführen. Allerdings unterscheiden sich die Reglemente deutlich: Während Anwohner in Binningen für 30 Franken eine unbeschränkt gültige Parkkarte erstehen können, müssen die Birsfelder Bürger tiefer in die Tasche greifen. 480 Franken kostete hier die Anwohnerparkkarte jährlich, letztes Jahr konnte die Gemeinde die Preise senken, nun schlägt die Parkkarte «nur» noch mit 300 Franken zu Buche. «Anfangs gab es einen enormen Aufruhr», sagt Samir Stroh, Abteilungsleiter Sicherheit. Doch das Regime habe sich bewährt. «Wir haben geschätzt rund einen Drittel mehr freie Parkplätze.»

Parkieren wird teurer

Die meisten Gemeinden haben die ideale Variante der Ausgestaltung noch nicht gefunden. Dies zeigt das Beispiel von Münchenstein. Seit rund einem Jahr hat die Gemeinde ein Parkregime. Auch dieses wurde aufgrund der restriktiven Politik der Stadt Basel notwendig. «Seit die Stadt ihre Parkplätze restriktiver verwaltet, hat eine Verdrängung in die Agglomeration stattgefunden», sagt Guido Siegrist, Leiter Allgemeine Dienste und Sicherheit. Entsprechend wurden vor allem Quartiere entlang den Tramstrecken, beim Gesundheitszentrum und in der Nähe des Dreispitz ins neue Regime eingebunden.

Nach einem Jahr werden nun bereits ein erstes Mal die Preise angehoben. Denn trotz dem neuen Regime sind Parkplätze in einigen Quartieren nach wie vor Mangelware. «Die Menge der verkauften Karten hat uns überrascht. Wir haben mit deutlich weniger ge­rechnet», sagt Amtsstellenleiter Guido ­Siegrist. So wurden insgesamt rund 4000 Tagesparkkarten verkauft. Zum Vergleich: Von den Anwohnerpark­karten, die pro Jahr 30 Franken kosten, wurden gerade mal 700 abgesetzt. Die neue Massnahme zielt denn auch vor allem gegen Auswärtige und Pend- ler. Für sie kosten die Parkkarten ab 2014 neu zehn Franken pro Tag (bisher fünf) oder 40 für eine Monatskarte ­(bisher 30).

«Grosser Aufwand, kleiner Effekt»

Mittlerweile gibt es kaum mehr stadtnahe Gemeinden ohne ein eigenes Parkregime. Zum Jahresbeginn startet nun auch Riehen. «Die Stadt drängt immer mehr Pendler raus», sagt Philipp Wälchli von der Fachstelle Verkehr und Energie. Gerade im letzten Sommer habe sich das Problem verschärft. Das Regime war schon lange geplant, aber man habe noch abgewartet, wie sich die Situation entwickle.

Als eine der letzten Gemeinden, die an die Stadt grenzen, plant auch Allschwil, nächsten Frühling ein Konzept vorzulegen. «Wir haben eine Analyse gemacht und die Autokennzeichen mithilfe der Motorfahrzeugkontrolle ausgewertet», sagt Gemeinderat Thomas Pfaff. Das Ergebnis: Ortsfremde Fahrzeuge fanden sich vor allem in der Nähe von Gewerbe. «Das sind Leute, die in Allschwil arbeiten», sagt Pfaff. Pendler in die Stadt habe man nur wenige festgestellt. «Insofern bin ich pessimistisch. Mit einem grossen Aufwand können wir wohl nur einen kleinen Effekt erzielen.» Allerdings seien in Basel West auch noch nicht alle Parkplätze umgewandelt worden. «Gut möglich, dass es nochmals einen Schub geben wird.»

Die Ausnahme bleibt die Gemeinde Muttenz: «Wir haben vor einem Jahr eine Studie durchführen lassen», sagt Gemeindeverwalter Aldo Grünblatt. Diese habe gezeigt, dass der Druck momentan noch nicht so gross ist, dass man handeln müsse. «Aber wir beobachten die Situation weiterhin.»