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Autofahren ist nicht mehr cool

100 Franken für 50 Minuten Unterricht: Fahrstunden sind vielen Jugendlichen zu teuer.

Autofahren ist bei den Jugendlichen out. Das geht aus den Daten hervor, die das Bundesamt für Statistik im vergangenen Jahr erhoben hat. Zwar besitzen mehr erwachsene Einwohnerinnen und Einwohner der Schweiz einen Führerschein als noch vor rund 20 Jahren. Schuld daran sind aber nicht die auf die Strasse drängenden 18-Jährigen. Zwischen 1994 und 2010 sank der Anteil der jungen Erwachsenen, die einen Führerschein besitzen, um satte zwölf Prozent.

Nur noch 59 Prozent dürfen sich überhaupt ans Lenkrad eines Autos setzen. 1994 durften das noch 71 Prozent aller 18- bis 24-Jährigen. Gerade die Fahrlehrer spüren diese Entwicklung: «Das fällt uns definitiv auf», sagt Marco D'Amico, Präsident des regionalen Fahrlehrerverbandes Basel. Er sieht mehrere Gründe für diese Entwicklung. Oft hört er von potenziellen Fahrschülern, sie hätten einfach das Geld nicht, um fahren zu lernen.

Deutlicher Rückgang

D'Amico, der eine Fahrschule in Basel und Schönenbuch betreibt, rechnet mit Kosten von zwei Franken pro Minute Fahrunterricht. Normalerweise dauert eine Lektion bei ihm 50 Minuten, was unter dem Strich 100 Franken pro Fahrstunde macht. Das Geld, so vermutet er, sei aber sicher nicht der einzige Grund. «Für das neue Handy, Ferien und Markenjeans reicht es schliesslich auch», sagt er mit ironischem Unterton.

Pascal Donati von der Motorfahrzeugkontrolle Basel-Landschaft wartet mit Seiten voller Zahlen auf. Zwar werden die Neulenker nicht nach Altersgruppen ausgewertet. Trotzdem ist deutlich erkennbar, dass die Zahl der ausgestellten Lernfahrausweise zwischen 1995 und 2012 abgenommen hat. Während Mitte der Neunzigerjahre jährlich noch rund 4500 Lernfahrer durch die Strassen des Baselbiets kurvten, sind es heute noch zwischen 2500 und 3000.

Run vor der 2-Phasen-Ausbildung

Der Basler Polizeisprecher Martin Schütz kann dagegen den Rückgang von jugendlichen Neulenkern zumindest für die Stadt Basel nicht bestätigen. Für den Zeitraum vor 2003 gibt es keine Daten zu den Fahrausweisgesuchen. Seither bewegte sich die Zahl der Neulenker mit Lernfahrausweis konstant um 2000. Einzig 2004 und 2005 – kurz vor der Einführung der Zwei-Phasen-Ausbildung – gab es plötzlich einen Run auf die Lernfahrausweise. Wohl um den Fahrausweis auf Probe zu umgehen.

Fahrlehrer Marco D'Amico geht trotzdem nicht davon aus, dass das neue Ausbildungssystem der Grund für das schwindende Interesse am Autofahren ist. Auch sei die Fahrprüfung nicht schwieriger geworden, die Durchfallquote bewege sich bereits seit den 70er-Jahren um die 30 Prozent. Dass sich immer weniger Jugendliche hinters Steuer setzen, sei wohl eher gesellschaftlich bedingt. «Es gibt heute einfach keinen so grossen Anreiz mehr, ein Auto zu haben.» Der öffentliche Verkehr fährt in der Stadt eigentlich überall hin – auch in den Ausgang und von dort wieder nach Hause. Aber auch in den ländlichen Gegenden sei man nicht mehr so stark auf das Auto angewiesen, wie dies früher der Fall war.

Der Vorteil älterer Fahrschüler

Hochgerechnet auf die Bevölkerung der beiden Halbkantone zeigen die Bewohner des Landkantons denn auch nicht mehr ­Interesse am Fahren als die Städter: ­Sowohl in Basel-Stadt wie auch im Baselbiet beantragt jährlich etwa ein Prozent der Bevölkerung einen Lernfahrausweis. Den Fahrlehrern tut sich laut D'Amico dank dem Desinteresse der Jugendlichen am Fahren eine neue Kundengruppe auf: die Ende-20-Jährigen. «Dann wird der Führerschein oft beruflich relevant und es muss plötzlich ganz schnell gehen», sagt der Fahrlehrer.

Es komme nicht selten vor, dass diese Lernfahrer den Führerschein am liebsten in zwei, drei Wochen machen würden – was laut D'Amico völlig unrealistisch ist. «Im Schnitt braucht ein Fahrschüler 32 Fahrstunden, um die Prüfung zu bestehen.» Aber eigentlich findet es D'Amico gar nicht so dumm, erst etwas später fahren zu lernen. «Ältere Fahrschüler sind in vielen Situationen einsichtiger als ein 18-, 19-Jähriger. Insbesondere, wenn man über das Thema Geschwindigkeit spricht.»