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Ein Eldorado für Velodiebe

Rad noch da, Velo weg. In den meisten Fällen fehlt aber das ganze Fahrrad.

Basel tickt anders. Auch beim Diebstahl von Velos. Sind bei der Basler Polizei im Jahr 2011 noch 2078 Velos als gestohlen gemeldet worden, waren es 2012 insgesamt 3211. Das entspricht einer Zunahme von 55 Prozent. Schweizweit geht die Zahl in die umgekehrte Richtung. Über alle Kantone gemessen haben die Velodiebstähle um zehn Prozent abgenommen. Acht Prozent der schweizweiten Velodiebstähle werden in Basel-Stadt begangen. Es scheint, als sei Basel eine Goldgrube für Velodiebe.

Nach Gründen zu suchen, gestaltet sich schwierig. Die Datenlage ist dünn. Aufgeklärt wurden in Basel-Stadt im vergangenen Jahr rund 55 Fälle. Das entspricht einer Quote von 1,7 Prozent. Gleichviel wie der schweizerische Durchschnitt. René Gsell, Mediensprecher der Staatsanwaltschaft, kann nicht präzise beantworten, woher die Zunahme kommt. Aber: «Es gibt professionelle Diebesbanden, die mit dem Lieferwagen vorfahren, Velos einpacken und verschwinden», sagt Gsell.

Trickdiebe in Geschäften

Die Velos landeten auch ennet der Grenzen. Gsell vermutet bei der Zunahme auch einen Zusammenhang mit der Abschaffung der Velovignette Anfang 2012. «Die Besitzer der Velos zu ermitteln, ist schwieriger geworden, weil die Rahmennummern nicht mehr registriert sind. Das ist für Diebe von Vorteil. Man kann nicht beweisen, wem ein Fahrrad gehört», sagt Gsell.

Von organisierten Velodiebstählen sind auch Fahrradgeschäfte immer mal wieder betroffen. Neben Einbrüchen, bei denen Diebe zahlreiche Velos mitnehmen, wenden sie auch andere Tricks an. «Im letzten Herbst haben sich Leute bei Händlern falsch ausgewiesen und eine Testfahrt verlangt, von der sie aber nicht mehr zurückgekehrt sind», sagt Urs Rosenbaum, Chefredaktor des Velo-Branchenmagazins Cycl­info.ch. Dabei habe es sich um eine ganze Gruppe von Dieben gehandelt, welche diese Masche im Mittelland und auch in Basel durchzogen. «Irgendwann sind sie dann verschwunden», sagt Rosenbaum.

Ein attraktives Produkt

Der Einbruch in Velofachgeschäfte habe in den letzten Jahren zugenommen, sagt Rosenbaum. Fahrräder seien hochwertiger als früher. Velofreaks geben hohe Summen aus für Fahrräder. «Das Velo ist ein attraktives Produkt geworden», sagt Rosenbaum. Die Preisklasse um 5500 Franken bezeichne man heute als «Mittelklasse».

Viele Diebstähle sind wohl auch auf die einmalige Nutzung des Velos zurückzuführen, sogenannte Gebrauchsdiebstähle. «Man erwischt am Bahnhof das Tram nicht und schaut, welches Velo nicht abgeschlossen ist, um damit nach Hause zu fahren», sagt Rosenbaum. Viele Fahrräder würden zudem bei den Besitzern zu Hause geklaut, im Velokeller oder in den Hauseingängen. «Die Velofahrer sind zu gutgläubig und schliessen die Fahrräder nicht ab», sagt Rosenbaum.

Bessere Quote mit Findersystem

Ein geklautes Velo wieder zu finden, gleicht der Suche nach einer Stecknadel im Heuhaufen. Ein klares Signalement wie die Nummer beim Auto fehlt bei den leichten Zweirädern. Dem Abhilfe schaffen wollen seit ein paar Jahren die Anbieter von Findersystemen wie Velofinder, Easyfind oder Veloregister. Hierbei wird eine Nummer auf das Fahrrad geklebt und die Rahmennummer registriert, womit das Fahrrad identifiziert werden kann.

Das Findersystem Veloregister.ch wurde vor vier Jahren vom Basler Peter Kolb gegründet. 4600 Velos sind bei seinem System registriert. «Wir haben das System auf Deutschland und Frankreich ausgedehnt, weil viele Velos auch dorthin verschwinden», sagt Kolb. Die Aufklärungsquote liege bei 7 Prozent.

Nicht alle werden angezeigt

Beim Konkurrenzsystem von Velofinder liege die Quote bei 3,5 Prozent. «In Basel warten wir allerdings noch auf den ersten Erfolg», sagt Dominique Metz vom Fachhändler Veloplus, der den Dienst Velofinder anbietet. Metz schätzt, dass die Dunkelziffer von gestohlenen Fahrrädern hoch ist: «Kommen ältere Velos abhanden, werden sie gar nicht erst angezeigt.»

Solche älteren Fahrräder sammelt auch die Kantonspolizei Basel-Stadt ein und lagert sie während maximal drei Monaten in der Velosammelstelle an der Zeughausstrasse. Darunter befinden sich falsch parkierte wie entsorgte und herrenlose Velos. Hier dürfte sich das eine oder andere darunter befinden, das zum einmaligen Gebrauch entwendet, nicht aber als gestohlen gemeldet wurde. Laut der Polizei seien rund drei Prozent der Zweiradfahrzeuge, welche diese Drehscheibe passieren, Diebesgut.