Baujagd gerät unter Beschuss
Bei der Baujagd treiben Hunde Füchse aus ihren Bauen – und den Jägern vor die Flinte. Dabei kann es auch zu Kämpfen und Verletzungen bei Hund und Fuchs kommen. Trotzdem wollen die Baselbieter Jäger nichts von einem Verbot wissen.

Der Schweizer Tierschutz forderte diese Woche ein Verbot einer Jagdart, die weitgehend unbekannt ist: die Baujagd. Dabei dringen Jagd-hunde – meist handelt es sich um kleine Terrier-Arten oder Dackel – in Fuchsbaue ein, um die Füchse den wartenden Jägern vor die Flinten herauszutreiben. Doch nicht immer weicht der Fuchs vor dem eindringenden Hund, und es kommt unter dem Boden zu eigentlichen Tierdramen, indem sich Fuchs und Hund ineinander verbeissen.
Besonders harsch kritisiert der Tierschutz-Präsident Heinz Lienhard die Ausbildung der bei der Baujagd eingesetzten Hunde: «Das ist an Sadismus nicht mehr zu überbieten.» Die Hunde würden an sogenannten Kunstbauen, einem Röhrensystem mit einem darin eingesperrten, lebenden Fuchs, scharfgemacht. Zwar seien Hund und Fuchs durch einen Schieber getrennt, damit sie sich nicht verletzen könnten, trotzdem sei das Prozedere für den Fuchs grausam.
Zurückgegangen
Eine ganz andere Sichtweise hat Christian Müller. Er ist Obmann der Hundekommission von Jagd Baselland und hat selber 20 Jahre lang Baujagd betrieben. Die Hundeausbildung am Kunstbau sei in der Schweiz mitnichten grausam, denn die eingesetzten Füchse seien zahm und gingen sogar freiwillig in die Röhre, sagt Müller. Und er bricht eine Lanze für die Baujagd: «Das ist eine effiziente Art, den Fuchs zu bejagen, weil oft mehrere Tiere im gleichen Bau sind.»
Die Jagdart erfordere aber vom Jäger viel Wissen über Füchse, Hunde, die Situation des jeweiligen Fuchsbaus und die Windlage. Denn stehe der Jäger am falschen Ort oder sei zu laut, verrate er dem Fuchs seine Präsenz und fördere so, dass sich der Fuchs im Bau gegen den Hund verteidige, statt herauszukommen. Müllers letzter Jagdterrier, der vor zwei Jahren überfahren worden ist, sei einmal von einem Fuchs verletzt worden.
Schärfe nicht gefördert
Kämpfe mit Füchsen seien jedoch mit dem Wandel der Stellung der Hunde zurückgegangen, sagt Müller und ergänzt: «Früher waren Hunde Gebrauchsmittel und so scharf, dass sie kopflos in die Bauen gestürmt sind. Heute sind Hunde Familienmitglieder und Verletzungen ein Drama. Deshalb werden sie gut eingearbeitet und ihre Schärfe wird nicht gefördert.»
Gefürchtet sind in Jägerkreisen Dachse, weil sie viel wehrhafter als Füchse sind. Auch graben sie sich manchmal weiter in einen Bau ein, wenn ein Hund eindringt. Dieser gräbt sich dann durch die vom Dachs neu angehäuften Humusschichten hinterher, und es kommt immer wieder vor, dass Hunde dabei stecken bleiben und an Sauerstoffmangel sterben. Deshalb empfiehlt Müller, Hunde nicht auf Dachse abzurichten.
Salamitaktik
Die Baujagd verliert laut Müller nicht zuletzt deshalb an Bedeutung, weil Fuchspelze, die früher für bis zu hundert Franken gehandelt wurden, heute wertlos sind. Im Baselbiet würden noch etwa zehn Jäger Baujagd betreiben. Trotzdem wehrt sich Müller vehement gegen ein Verbot: «Das wäre ein weiterer Schritt einer Salamitaktik, die dazu führt, dass die Jagd schliesslich ganz verboten wird.»
Auch der kantonale Jagdverwalter Ignaz Bloch hält nichts von einem Verbot der Baujagd: «Wenn sie unter definierten Bedingungen stattfindet, ist die Baujagd keine massive Belastung für die Tiere.» Der Kanton habe die Kompetenz, die Jagdart zu verbieten. Doch das dränge sich nicht auf, da die revidierte Jagdverordnung des Bundes ausreichend sei.
Die Revision, die zurzeit in Vernehmlassung und für den Tierschutz Anlass zu seiner Verbotsforderung ist, sieht vor, dass jeweils nur ein Hund in einen Bau hinein darf und Jäger nicht in Baue hineinschiessen oder Tiere ausgraben dürfen. Bloch schätzt, dass im letzten Jagdjahr im Baselbiet maximal 50 der 856 erlegten Füchse ihr Leben bei der Baujagd liessen. (Basler Zeitung)
Erstellt: 31.05.2011, 06:40 Uhr
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