Licht in den Basler Stiftungs-Dschungel
Von vielen Institutionen hat man kaum je gehört, von den Geläufigeren weiss man oft nicht, für was sie sich engagieren. Der dritte Basler Stiftungstag sollte das ändern. Die Klatschkolumne von Tamara Wernli.
Was schätzen Sie, wie viele Stiftungen gibt es in unserer Region? 200, 300? Total daneben: 1211 gemeinnützige Stiftungen sind in den beiden Basel registriert. Man läuft hier also keine paar Schritte, ohne einer Schule, einer Wohnstätte, einem TV-Sender, einer Kirche oder einer Zeitung zu begegnen, die nicht von jemandem (oder dem hinterlassenen Geld von jemandem) gesponsert wird. Von vielen Institutionen hat man kaum je gehört, von den Geläufigeren weiss man oft nicht, für was sie sich überhaupt engagieren. Um etwas Licht in den Stiftungs-Dschungel zu bringen, lud letzten Donnerstag der Verein Stiftungsstadt Basel in die Aktienmühle.
«Im Gegensatz zu den Oligarchen in Russland, die das Geld nur für sich selber ausgeben, besteht in Basel die Tradition, es für gemeinnützige Zwecke einzusetzen», erklärte Hans Furer, Anwalt und Präsident Stiftungsstadt Basel. Von den Stiftern selber – wie den Oeris, Eckensteins, Burckhardts & Co. – war keiner gekommen, dafür erschienen jene zahlreich, die das Geld für sie ausgeben, also die Stiftungsräte und -vorstandsmitglieder: David Jenny (Schweizerische Pfadistiftung), René Rhinow (Alzheimervereinigung), Walter Brack (CMS), Ruth Ludwig-Hagemann (GGG), Benno Schubiger (Binding), Maria Iselin-Löffler (Beyeler), Roger Thiriet (Telebasel), Henriette Mentha (Im Obersteg) und Hedy Graber (Migros Kultur & Soziales).
Strenge Kontrollen
Dass ein Stiftungsrats-Titel auch Glanz auf den eigenen Namen wirft, bestreitet Furer nicht. «Ich kenne in unserer Stadt aber nur wenige Leute, die deswegen in einer Stiftung sind. Wie viele Rolls-Royce fahren in Basel herum? Eigentlich nur der von Anwalt Sven Hoffmann», sagt er schmunzelnd. «In Basel gibt man, aber man drängt sich nicht in den Vordergrund.» Das ist nobel, aber gehen kleinere Stiftungen ohne Rampenlicht nicht schnell vergessen? «Doch. Aber im Generellen wissen die Leute, zu wem sie gehen müssen, wenn sie Geld brauchen.» Die meisten Räte führen ihr Amt ehrenamtlich aus oder erhalten eine kleine Entschädigung, wie etwa Rico Tarelli, Stiftungsrat Brasilea: «Bei mir sind es 1000 bis 2000 Franken pro Jahr. Dafür gehe ich an Sitzungen, bin an Anlässen präsent und führe meinen Aufgabenbereich.» Kontrolliert werden die Institutionen von der Stiftungsaufsicht. «Es sind strenge Kontrollen, aber gerade dadurch erhalten wir unsere Legitimität», so Janine Händel von der Roger Federer Foundation. Bruno Lötscher, Schweizerische Pfadistiftung, meinte dazu: «Das stimmt. Aber die Gebühren sind viel zu hoch! Innerhalb eines Jahres stiegen die Kosten für den Jahresbericht – einer Arbeit, die etwa zehn Minuten benötigt – von 140 auf 650 Franken! Für eine kleine Stiftung ist das schlicht zu viel.»
Zurück an den Schreibtisch
Das Tagesprogramm war gefüllt mit Podiumsdiskussionen, Präsentationen, einer Führung durch die Aktienmühle und einer eindrucksvollen Rede von Uni-Basel-Rektor Antonio Loprieno, in der er die Bedeutung einer Stiftung für die Universität aufzeigte. Ein Apéro, an dem die feinsten Schinkengipfeli der Welt (nach eineinhalb Jahren Event-Berichterstattung kann man das beurteilen) vom Party-Service Siebenpfund serviert wurden, rundete den Anlass ab.
Übrigens: Bis zur Pause um 15 Uhr war die Aktienmühle gedrungen voll, dann verabschiedeten sich viele Gäste, weil sie «zurück an ihren Schreibtisch» mussten. Na dann, hopp hopp an die Arbeit! Schliesslich warten 16,9 Milliarden Franken (Bilanzsumme der Stiftungen im 2011) darauf, ausgegeben zu werden. (Basler Zeitung)
Erstellt: 19.08.2013, 09:37 Uhr

Tamara Wernli ist News-Moderatorin, Produzentin der Sendung «Kochen im Schloss» auf Telebasel und als freischaffende Autorin tätig.
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